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Die Waldbesitzerverbände Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt, der Waldbauernverband Nordrhein-Westfalen und die AGDW – Die Waldeigentümer richteten gemeinsam das Symposium „Betriebliche Perspektiven für Windenergie im Wald“ am 8. September 2023 in Braunschweig aus.

Auf dem Symposium wurden die politischen, technischen, finanziellen und juristischen Rahmenbedingungen des Ausbaus von Windenergie im Wald näher beleuchtet.
In der Begrüßung und Eröffnung durch den AGDW-Präsidenten Prof. Dr. Andreas W. Bitter und den Präsidenten des Niedersächsischen Waldbesitzerverbandes Philip Freiherr von Oldershausen, betonten beide die anstehende Zeitenwende in der Energieversorgung. Zur Erreichung der Klimaziele sei es dringend erforderlich, die Windenergienutzung an Land erheblich auszubauen. Dies betreffe insbesondere geeignete Waldstandorte in Vorranggebieten. Dafür sind weitere Flächenpotenziale zu erschließen und bestehende Flächen zu sichern. Vor dem Hintergrund der technologischen Entwicklungen der Windenergieanlagen, deren zunehmenden Höhe, sei nicht mehr von „Wind im Wald“, sondern von „Wind über Wald“ die Rede. Hier zeige sich, dass Forstwirtschaft und Windenergie sich nicht ausschließen.

Windsymposium_PvO.jpegPhilip v. Oldershausen, Präsident des Waldbesitzerverbandes Niedersachsen e.V. begrüßt die Anwesenden

Als erste Vortragende gab Claudia Bredemann, Referentin Natur- und Artenschutz, Planung und Genehmigung bei der Fachagentur Windenergie an Land, einen aktuellen Überblick über die Gesetzeslage in Deutschland und den einzelnen Bundesländern. Sie führte den Status quo zur Windenergienutzung im Wald und mögliche Perspektiven auf. Dabei betonte sie, dass Standorte in Schutzgebieten mit besonders hoher ökologischer Wertigkeit für Mensch und Tier von der Windenergienutzung stets ausgeschlossen seien. Jedoch sollten Waldgebiete in windreichen Höhenlagen auf forstlich genutzte Flächen bei der Prüfung zur Eignung als Windstandort zunehmend berücksichtigt werden. Dies betreffe insbesondere Kalamitätsflächen. Gerade hier gebe es geringe Nutzungskonflikte. (Präsentation: Status quo, Rahmenbedingungen, Perspektiven_Claudia Bredemann)

Nach der Mittagspause gab es detaillierte Einblicke in die technischen und finanziellen Aspekte von Windenergieanlagen im Wald. Henrike Nagel, Projektentwicklerin bei Alterric, zeigte eindrucksvolle Bilder von Windenergieanlagen im Wald und was unternommen werden muss, um diese dort zu errichten bzw. zurückzubauen. Dabei beschrieb sie den komplexen Planungsprozess für Windenergieprojekte im Wald. Nur bei Erfüllung aller Rahmenbedingungen kann ein Projekt umgesetzt werden. Vom Einleiten des Genehmigungsverfahrens und dem Erstellen der erforderlichen Gutachten über die Klärung der Eigentumsverhältnisse bis zur Finanzplanung und der Auswahl des geeigneten Anlagentyps gibt es eine Vielzahl an Punkten zu berücksichtigen. Wichtigen seien auch die Fragen nach Zufahrtswegen und den Optionen für den Netzanschluss, die im Wald eine besondere Herausforderung darstellen.
Ben Schlemmermeier, Mitglied der Geschäftsführung bei Caeli Wind, gab Einblicke in die plattformbasierte digitale Standortsanalyse für Waldeigentümer. Dabei können Waldbesitzer kostenlos und anonym ihr Grundstück nach den wichtigsten Windkraft-Gesichtspunkten wie etwa Windpotential des Standorts, Mindestabstände zu Wohngebieten und Verkehrswegen oder zu Natur- und Landschaftsschutzgebieten abdecken. Dadurch kann eine professionelle Vermarktung ermöglicht werden und Grundbesitzer und Projektentwickler auf einer Plattform zusammengebracht werden.

Mit Spannung erwartet wurde die Podiumsdiskussion zum Thema ‚Chancen und Risiken aus Sicht des Naturschutzes‘ mit Dr. Carsten Bennerk Böhm, Vorstandsmitglied im NABU Niedersachsen und Ekkehard Darge, Ingenieur und Projektleiter bei wpd. Moderiert wurde die Runde durch Friederike von Beyme, Vorsitzende des Waldbesitzerverbandes Sachsen-Anhalt. Dr. Böhm verdeutlichte, dass es genügend Negativbeispiele gebe, in denen Naturschutzziele beim Ausbau der Windenergie nicht ausreichend berücksichtigt wurden, in der Praxis des Ausbaus der Windenergie seien Naturschutzziele stärker zu berücksichtigen. Wichtig sei eine Optimierung der räumlichen Steuerung und des Planungs- und Genehmigungsregimes.

Im Themenblock ‚Best Practice‘ hat Günther Graf von der Schulenburg, Privatwaldbesitzer, von seinen Erfahrungen mit dem Planen und Projektieren von Windenergieanlagen in seinem Wald in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt berichtet. Graf von der Schulenburg sprach dabei insbesondere die Wichtigkeit der Akzeptanz der Windenergie in der lokalen Bevölkerung an. Dabei sollten alle Stakeholder möglichst frühzeitig in den Prozess einbezogen werden und viele Gespräche vor Ort geführt werden.

Zum Abschluss der Veranstaltung schaffte John Booth, Fachanwalt für Agrarrecht & Steuerrecht, sowie Geschäftsführer der Familienbetriebe Land und Forst Mecklenburg-Vorpommern, es, das Publikum nochmal zu fesseln. Mit Humor und genauem Verständnis seiner Zielgruppe hat er rechtliche Fragen aus Sicht der Grundstückseigentümer aufgeführt und erklärt, worauf Waldbesitzende bei der vertraglichen Ausgestaltung achten sollten. (Präsentation: Rechtlicher Rahmen, Vertragsgestaltung_John Booth)

Silke Weyberg, Geschäftsführerin des Landesverbandes Niedersachsen Erneuerbare Energien, hat souverän und mit fundiertem Fachwissen die Veranstaltung moderiert. In den Pausen und beim anschließenden Get-Together hatten die rund 150 Gäste die Möglichkeit, ihre Fragen bei den Experten in der Ausstellung zu klären.